Rosine Dätwyler


Ein Kaffee mit Rosine Dätwyler, Inhaberin Maykosmetik Aarau KOSMETIK UND SCHÖNHEIT SIND IHRE LEIDENSCHAFT

Es ist ein wunderbarer Herbstabend in Aarau. Ich freue mich, dass ich in dieser schönen Stadt eine spannende Frau zum Interview treffen darf: Rosine Dätwyler ist zu vorgerückter Stunde noch hochkonzentriert bei der Arbeit und beendet gerade eine Schulung mit einer externen Kundin.
Eine kurze Verschnaufspause und sie ist erneut konzentriert auf meine Fragen eingestellt. Bei so viel Power kann ich gar nicht anders, als mit Freude mein Aufnahmegerät anzustellen und in die Welt von Rosine einzutauchen!


Seit 2009 führst du das Maykosmetik Oriental Day Spa & Medical Cosmetic im Herzen der schönen Aarauer Altstadt. Seitdem hat sich dein Institut nicht nur vergrössert, du bist auch Ausbildnerin und bildest dich selber ständig weiter. Ein Erfolgsrezept?
Das auf jeden Fall. Wir müssen uns in der Kosmetikbranche stets weiterbilden, da es sich um eine sehr schnelllebige Branche handelt. Tun wir das nicht, kommt dies einem Stillstand gleich. Bei all den kosmetischen Neuerungen und dem starken Marktwandel müssen wir uns auf dem
Laufenden halten.
Darum ist es mir persönlich wichtig, dass ich mich regelmässig weiterbilde, das neue Wissen an meine Mitarbeitenden in Form von internen Schulungen aber auch Weiterbildungen vermittle. Zudem bilde ich ja auch Lernende in meinem Institut aus und ich merke, wie up-to-date die Jungen zum Beispiel im Bereich Social Media unterwegs sind – da lerne ich auch immer wieder sehr viel Neues und das motiviert mich enorm.
 
Du hast eine bewegende Biografie, die auch von Tele M1 im November 2015 aufgegriffen wurde. Wenn du zurückschaust, was und wer hat dich am meisten geprägt?
Hmm… also ich orientiere mich eigentlich nicht so stark an Personen. Wenn ich aber auf meine berufliche Laufbahn zurückblicke, dann war und ist bestimmt der Gründer der Kosmetiklinie Goldeneye, Holger Hoffmann, eine wichtige Bezugsperson für mich. Er hat mir von Anfang an das Gefühl gegeben, dass ich es mit Engagement und Fleiss schaffen kann in der Kosmetikbranche erfolgreich Fuss zu fassen und mich auch motiviert, einfach mal ins kalte Wasser zu springen.

"Die Sprache ist ein wichtiges Element, um in einer Kultur wertvolle Einblicke zu erhalten." (Rosine Dätwyler)


Es war damals ein beruhigendes Gefühl für mich ihn im Hintergrund zu wissen. Er ist bis heute ein wertvoller Mentor für mich und ich stehe auch voll und ganz hinter seiner Produktlinie.
Aber auch sonst prägt mich meine Vergangenheit: Ich habe im In- und Ausland, wie zum Beispiel in Belgien, den Niederlanden, Frankreich und Deutschland gelebt bevor ich mich in der Schweiz niedergelassen habe und so zeichne ich mich auch durch meine Sprachkenntnisse aus. Die Sprache ist ein wichtiges Element, um in einer Kultur wertvolle Einblick zu erhalten.
 
Und somit bezeichne ich mich gegenüber anderen Kulturen als sehr offen. Ich muss aber auch betonen, dass ich bereits im jungen Alter nach Europa gekommen und aufgewachsen bin; trotzdem weiss ich, wo meine Wurzeln sind.  
 
Würdest du dich als mutige Person bezeichnen?
Ja, das auf jeden Fall. Denn ich handle nach dem Prinzip "was mich nicht umhaut, macht mich stärker". Ich möchte zu einem späteren Zeitpunkt nicht dastehen und mir sagen, warum ich etwas nicht versucht habe. Ich probiere gerne Neues aus. Diesen Mut möchte ich übrigens
auch meinen Kindern mit auf den Weg geben. Ich beobachte besonders bei meiner ältesten Tochter, dass sie eher etwas schüchtern ist und so ermutige ich sie einfach mal etwas zu wagen. Aufstehen kann man immer wieder (lacht).
 
Man liest heute immer wieder, dass Integration der Schlüssel zum Erfolg ist – und trotzdem treten die unterschiedlichsten Herausforderungen in diesem Bereich auf. Wie reflektierst du auf das Thema Integration?
Das ist mir ein ganz wichtiges Anliegen. Integration ist sehr wichtig, insbesondere, weil ich mich entschlossen habe, hier zu leben. Ich möchte mein Leben so gestalten, wie es hier stattfindet und nicht wie in Afrika. Ich möchte jedoch die goldene Mitte finden – mich in hiesige Gepflogenheiten integrieren, aber dennoch meine afrikanischen Wurzeln als Teil meines Ichs zum Ausdruck bringen.

"Integration ist sehr wichtig, insbesondere, weil ich mich entschlossen habe, hier zu leben." (Rosine Dätwyler)


Ich kombiniere zum Beispiel innerhalb meines Instituts beide Kulturen: wenn ich morgens ins Geschäft reinkomme, spürt man meine afrikanische Herkunft. Nicht jedoch bei den Geräten: dort achte ich auf top moderne Gerätschaften, welche zu 100% dem europäischen Standard entsprechen. Das verlangt auch meine Klientel. So habe ich beide Welten zusammengebracht (lacht).
 
Du hattest den Mut den Schritt in die Selbständigkeit zu wagen, obwohl es in Aarau und Umgebung einige Kosmetikinstitute gibt – wie hast du dich auf diesen grossen Entscheid vorbereitet?
Wenn du einem Fremden die Einzigartigkeit von Maykosmetik näherbringen würdest, welche Worte würdest du wählen?
Zur Selbständigkeit bin ich eher unfreiwillig gekommen, denn ich musste die unschöne Erfahrung machen, dass ich aufgrund meiner Hautfarbe diskriminiert wurde. Als ich damals in Aarau im Angestelltenverhältnis anfing zu arbeiten und auch meine Vorschläge für ein erweitertes Behandlungsangebot eingebracht habe, stiess das auf taube Ohren und das zwischenmenschliche Verhältnis zu meinem Vorgesetzten war leider auch nicht das Beste.

"Ich liebe alles, was mit Schönheit zu tun hat." (Rosine Dätwyler)


Ich habe mich dann vor die Wahl gestellt: entweder drehe ich der Kosmetikbranche den Rücken zu, werde Hausfrau und gründe eine Familie und nehme irgendeinen Job an; oder ich setze meine eigene Geschäftsidee mit meiner persönlichen afrikanischen Note um und wenn die Kunden zu mir in Behandlung kommen, wissen sie, dass ich etwas Spezielles anbiete.
Zudem habe ich zu diesem Zeitpunkt auch sehr stark gemerkt, dass die Kosmetikbranche meine Leidenschaft ist. Ich liebe alles, was mit Schönheit zu tun hat. Dabei geht es aber nicht nur um die äusserliche Schönheit, sondern auch um das Tiefgründigere – die zufriedenen
Kunden, die nach einer Behandlung wieder glücklich und entspannt das Geschäft
verlassen.
Ich habe mir damals vorgenommen, dass die vielmals gestressten Kunden während meiner Behandlung abtauchen und mit einem Lächeln gehen können. Dieses Bild behalte ich mir stets vor Augen. Ich möchte den Menschen Stärke geben, Selbstwertgefühl und dass sie sich und ihr Äusseres wieder spüren. Ich möchte eine Oase der Ruhe sein – dazu gehören für mich eben auch Farben, Düfte und die Haltung, dass der Kunde bzw. die Kundin König/Königin
ist. 
Aber ja, ich gebe zu, dass der Zeitpunkt meiner Selbständigkeit – es herrschte Finanzkrise und ich hatte nicht sehr viel Erspartes mit meinen damals 23 Jahren – eher mutig war (lacht).

"Ich habe mich stets von anderen inspirieren lassen, schaue links und rechts, verlasse mich aber sehr auf mein Bauchgefühl und meine Vision." (Rosine Dätwyler)



Ich wollte aber an meiner Leidenschaft festhalten und habe Zuhause im kleinen Rahmen angefangen. Ich habe ganz stark an mich geglaubt und nie meine Vision aus den Augen verloren. Und so begann der Aufbau – mein Kundenstamm vergrösserte sich, ich habe Mitarbeitende angestellt, die ihrerseits wieder mit neuen Ideen und Inspirationen aufwarteten. Ich habe mich stets von anderen inspirieren lassen, schaue links und rechts, verlasse mich
aber sehr auf mein Bauchgefühl und meine Vision. Wenn ich mit meinem Herzen hinter dem stehe, was ich tue, denke ich, dass ich meine Mitarbeitenden mitreisse. Ganz wichtig ist mir, dass ich weiss, wer ich bin, was ich für Werte habe und wo meine Grenzen sind. Daran halte ich mich und dafür stehe ich auch ein.
 
Ich nehme dich als Powerfrau wahr: Selbständige Geschäftsführerin, dreifache Mutter, regelmässige Weiterbildungen für dich und dein Team und zudem bist du Ausbildnerin für angehende Kosmetikerinnen bzw. Kosmetiker. Dein Tag scheint sehr ausgefüllt – wie behältst du hier den Überblick und findest noch Zeit für dich?
(Lacht) Jetzt ist es noch "schlimmer"! ich bin seit Kurzem sogar auch noch Prüfungsexpertin für
Permanent Make-up für die eidgenössische Fachkommission. Ich habe meinen Wochenplan und lebe somit von Woche zu Woche. Diesen Wochenplan halte ich strikt ein, denn es gilt Familie, Geschäft, Weiterbildung, Ausbildung usw. unter einen Hut zu bringen. Es ist alles perfekt organisiert und durchgeplant. So wissen zum Beispiel meine Mitarbeitenden wann ich wo zu erreichen bin – wir haben verschiedene Gruppen-Chats – im Geschäft habe ich mittlerweile zwei Stellvertretungen, die eine Kollegin übernimmt das Oriental Day Spa und die
andere Kollegin das Medical Cosmetic, die mir unter anderem auch noch die Büroarbeit abnehmen. Zudem organisiere ich mit einer ausgelernten Kosmetikerin die Einsätze der Lernenden, so dass sie gemäss Ausbildungsplan arbeiten.
So stelle ich sicher, dass alles im Kosmetikstudio läuft und ich mich auf meine Zusatzfunktionen konzentrieren kann. Wir haben sogar einen Extra-Chat für Social Media; und alles, was dort besprochen wird, wird von drei Mitarbeitenden geposted. So kann ich die externen Schulungen und Kunden koordinieren, denn ich betreue ja nebenbei auch noch Pigmentisten und andere Kosmetikerinnen, die eine Weiterbildung absolvieren möchten.

"Ganz wichtig ist mir, dass ich weiss, wer ich bin, was ich für Werte habe und wo meine Grenzen sind." (Rosine Dätwyler)


Mein Mann ist für das Marketing zuständig und hat auch den gesamten Haushalt an sich genommen. Aktuell lassen wir jedoch eine Nanny bei uns zur Probe arbeiten, weil wir uns zusätzlich Entlastung wünschen. 
Ich arbeite auch viel von zuhause aus: Wenn die Kinder am Spielen oder Schlafen sind, komme ich dazu meine Büroarbeit zu erledigen. Meine Kinder sind es sich aber von Anfang an gewöhnt, dass ich berufstätig bin und wenn zum Beispiel das Telefon klingelt und es sich um das
Maykosmetik Studio handelt, gehe ich dran und meine Kinder akzeptieren das. Sie begleiten mich manchmal sogar sehr gerne ins Studio! (lacht) Es ist wirklich ein Familienbetrieb – wir
leben Maykosmetik. (lacht)
 
Und jetzt muss ich trotzdem nochmals vorsichtig nachfragen: wo ist Zeit für dich?
(Lacht) Im Moment komme ich viel zu kurz, ja, das muss ich so sagen. Zeit für mich habe ich sehr selten, meistens am Abend, wenn alle schlafen; erst dann kann auch ich ein wenig abschalten. Am Morgen stehe ich zudem sehr früh auf und lese meine mich inspirierenden Joyce Meyers Emails und freue mich auf einen schönen Kaffee – das sind meine kurzen 10 Minuten, in denen ich meine Emails lesen kann, Energie für den Tag tanke und Zeit für mich habe. Wenn es abends noch drin liegt, koche ich sehr gerne für meine Familie ein Afrikanisches Abendessen – wir nennen das "Soul Food" - und ich spreche auch immer ein Gebet vor dem Schlafengehen.
 
Das sind meine Nischen, die ich mir einräume. Etwas Besonderes ist es für mich, wenn mich meine Mitarbeitenden mit einer Fusspflege verwöhnen – wenn wir zum Beispiel Lücken im Behandlungsplan haben. Dann darf ich mir einen Moment der Ruhe und Entspannung gönnen.

"Ich liebe, was ich tue und geniesse mein Leben." (Rosine Dätwyler)


Du hast eine so positive Aura – woher kommt die?
Hmmm, ich glaube, meine positive Aura kommt daher, weil ich mir vorgenommen habe positiv nach vorne zu blicken. Meine Kindheit war teilweise recht schwierig und es gab einige Ups und Downs.
Als ich dann meine eigenen Kinder auf die Welt gebracht habe, merkte ich, dass ich die
Vergangenheit loslassen konnte. Die Geburt war sozusagen wie auch ein neues Leben für mich. Als meine Tochter Noemi zur Welt kam, habe ich beschlossen ein religiöses Zeichen zu setzen und so habe ich mich taufen lassen und lebe seither eng verbunden mit dem christlichen Glauben. Ich möchte auf diese Art und Weise meine Dankbarkeit zum Ausdruck bringen – dankbar, dass ich jeden Tag gesund aufstehe, eine intakte Ehe und Familie habe, ein laufendes Geschäft und mich verwirklichen kann. Das ist für mich nicht selbstverständlich und ich weiss es
sehr zu schätzen.
Auch die vielen Kontakte, die ich mit Menschen habe – auch zum Beispiel wir zwei, dass wir hier sitzen und uns unterhalten, schätze ich sehr. Ich denke diese Dankbarkeit und meine Lebenseinstellung lassen mich so eine positive Aura ausstrahlen. Es ist ein Geschenk und ich liebe, was ich tue und geniesse mein Leben.
 
Welche Anregungen würdest du meiner Leserschaft, basierend auf den oben besprochenen Themen, mit auf den Weg geben?
Oh, das ist nicht ganz einfach zu beantworten (lacht und überlegt einen Moment). Sich selbst zu sein und in allem das Gute und Positive zu sehen. Auch wenn man zum Beispiel negativen Menschen begegnet, versucht das positive zu sehen und mit Liebe durchs Leben zu gehen. Sich nicht von negativen Einflüssen verändern lassen, sondern sich selber treu bleiben. Macht euer Ding ungeachtet davon, was andere davon halten.
 
Ich danke dir sehr herzlich für dieses wunderbar inspirierende Gespräch, liebe Rosine!


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